Happy Hippie, happy End

Lencois und die Chapada Diamantina waren auf jeden Fall ein Gipfel des Vergnügens. Die Leute unglaublich freundlich und die Stimmung in der Stadt befreit-friedlich. Sehr hippiemäßig alles, bereits die Kinder krabbeln mit Dreadlocks und kiffend durch die Straßen. Kleinkünstler rennen abends mit Feuer und auf Stelzen in den Steingassen und die Natur ist sowieso eine Show. Aber wenn es am Schönsten ist, sollte man gehen. Drum nehme ich den Nachtbus nach Salvador, der Odeur des Busklos wird mich wieder in die Realität zurückholen.

Das schaffte auch schon der Preis für ein 5-er Päckchen Tempo, ein Euro bezahlte ich. Denn Tempos sind Luxus, man schneuzt’s einfach weg. Mache ich jetzt auch bzw. ich übe noch. Bei glücklicher Fügung landet der Rotz auf dem Hemd des Hintermanns. Wenn’s schlecht läuft, hängt er mir drei Stunden im Bart.

Jetzt geht es nach Sao Paulo. Auch wenn es nur eine Stippvisite sein wird, freue ich mit -durchaus mit Respekt- auf die größte Stadt Südamerikas. Das schöne Rio überspringe ich etwas widerwillig, aber da war ich letztes Mal schon ausgiebig, Summa Summarum: Ihr seid von den Bergbildern erlöst.

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Von kletternden Schlossherren und Burgfräuleins

In der Gruppe ist alles eitel Sonnenschein, aber Regen gibt es zu Hauf. Vor allem nachts und morgens, was sehr nass bis ziemlich mystisch ist. Während des steilen Aufstiegs auf den „Castelo“, der Berg soll wohl an eine Burg oder Schloss erinnern, bin ich randvoll mit Hass und Flüchen. Oben an der Höhle angekommen relativ glücklich. Mit Aussicht statt Nebelwand wäre es allerdings besser – wozu geht man sonst den Scheiß-Berg hoch? Dann laufen wir ein Stück weiter, wir krabbeln über Stock und Stein, und es kommt DIE sonnige Aussicht über das Vale (Tal) de Pati. Am Schluss wird das Gröbste des Mega-Drecks auf den Kleidern ganz waschfrauenmäßig am Fluss gereinigt und abends folgt eine Art Mumienschieben mit jüngeren Leuten. Eine „Band“ spielt den recht monotonen Forro mit Gitarre, Quetschkommode und Triangel und man tanzt dazu. Man kann hoppeln wie ein Hase oder Schlurfen wie ein Schlafwandler – die Hauptsache ist, die Tanzpartner reiben sich eng aneinander. Das sorgt für einen schönen abendlichen Höhepunkt und gelingt umso besser unter dem Einfluss von Cachaca-Schnaps (Zuckerrohr).

Lustig ist das Wandererleben

So starteten sie dann, die lustigen 8 Wandersleut in das Mittelgebirge Chapada Diamantina. Drei wunderbare deutsche Mädels, die einen in bester Manier an „Sex and the City“ erinnerten (inklusive Carries verzweifelter Rauchversuche), zwei Franzosen, ein Brasilianer den man „The Body“ nennen möchte und eine Esoterikbraut aus Rio. Die meditierte bereits auf dem ersten Bergplateau und murmelte Laute der Erdbewegung. Was ähnlich einem unruhigen Magen klingt. Die höheren Mächte beförderten sie allerdings dennoch später in ein Erdloch. Ähnliches blieb aber kaum einem von uns im Laufe der Tage erspart – mir sowieso nicht. Zwei sehr nette Führer mit Künstlernamen aus der Bhudda-Welt passten auf uns auf. Die Landschaft mit den Tafelbergen ist umwerfend, ich bin aufwärts weiterhin keine Bergziege und die Posada war sehr ordentlich. Statt Wölfen heulte nachts eine einzelne Katze unvorstellbar laut den Mond in den Bergen an.

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Die Tafel ist gerichtet, Chapada Diamantina, Brasilien

 

Aus Diamantenwäscherzeiten

In Lencois in Bahia, nur 7-8 Stunden westlich von Salvador, könnte eine ZDF-Vorabendserie spielen. So  ausnehmend harmonisch, freundlich und pittoresk ist die koloniale Schönheit der Stadt. Die liegt perfekt in die Landschaft eingebettet am Rande des Nationalparks Chapada Diamantina, umgeben von Flusslandschaften und Wasserfällen.  Und abends werden die Tische und Stühle auf die engen Pflasterstein-Gassen gestellt und man lässt es sich mit den Straßenhunden gut gehen. Denn eigentlich sind die besten, funkelnden Zeiten hier schon vorbei. Das Städtchen der Diamantenwäscher- und schürfer (Garimpeiros) blühte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Im Diamantenrausch –verwendet wurden die harten Steine viel in der Industrie, trug man hier angeblich sogar neueste Pariser Mode. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Diamantenfunde seltener, die Nachfrage der Franzosen nach den Edelsteinen ließ nach und überhaupt lief außer den Flüssen nicht mehr allzuviel.  Auch die südafrikanischen Edelsteinminen machten Konkurrenz. Heute ist die Stadt wieder ein echtes Schmuckstück.

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