Mit Mickey und Maschinengewehr nach Paraty

München-Frankfurt-Barcelona-Sao Paulo-Sao-Jose dois Campos-Paraty: So die Stationen der 36-stündigen Anreise. Wenn man bedenkt, dass der einzige Ausfall dabei der MVV-Bus in München war, ist der deutsche Nahverkehr wohl doch überschätzt.

Flieger (2)

In Barcelona ging es sogar in einen Walt Disney-Flieger. Eigentlich eine Frechheit, dass man Werbung für ein solch wertkonservatives Unternehmen fliegen muss. Aber man muss oder bleibt stehen, das weiß ich jetzt. Angekommen um 4:30 Uhr früh in Sao Paulo hat das den Vorteil, dass alle müde, aber entspannt sind. In Sao Paulo ist gerade Winter, die Leute laufen rum wie beim Apres Ski. Es sind ja nur 14 Grad. Da könnten wir in Deutschland ja gleich das ganze Jahr im Skioverall rumstolzieren.

Den Bus nach Sao Jose dois Campos fand ich schnell, die Stadt glänzte rund um den Busbahnhof mit vielen Schönheitssalons, die offenbar keiner der Bewohner besuchte. So ging es in den Bus nach Paratiy. 5 Kilometer vor dem Ziel stürmte leider die Polizei, bewaffnet bis zu den Zähnen, den Bus. Ich dachte, die suchen Pokemons wie alle zur Zeit. Dem war aber nicht so aufgrund eines Riesenproblems: In Brasilien gibt es noch kein Pokemon Go. Nachdem ich meine rührselige Geschichte vom billigeren Flug nach Sao Paulo statt Rio und engagierter Olympias-Arbeit in Zeichen des Weltfriedens erzählt hatte, wars leidlich ok.

Wagen Brasil klein

Paraty, eine kleinere Stadt zwischen Sao Paulo und Rio gelegen, ist übrigens ein Knaller. Der Wagen mit der Flagge ist aber in Sao Jose aufgenommen.

Lass es regnen, Paulo

Kaum in Sao Paulo angekommen, musste ich gleich ein TV-Interview geben. Da hatten mich die Paparazzi wieder mal erwischt, es ging irgendwie um Hotels und Fußball-WM. Der Fernsehmann sagte, ich war großartig. Was soll er sonst auch sagen? In Sao Paulo ist alles irgendwie anders als bisher. Das fängt an bei den beschrifteten Bushaltestellen. Neulich hielt sogar ein Auto am Zebrastreifen. Hier gibt es wirklich Menschen die denen in den Telenovelas ähnlich sehen. Badeschlappen und Shorts sind out, man macht sich ein wenig schick und  läuft mindestens 1 Stundenkilometer schneller. Und entgegen ihrem Ruf sind die Leute wahnsinnig freundlich und scheinen sich echt zu freuen, wenn man ihre Stadt besucht.

Sehr schön fand ich das Begrüßungsritual vom Heiligen Paul für mich. Er ließ es monsunartig und unaufhörlich regnen. Deshalb konnte ich leider nicht auf die Aussichtsplattform des Edificio Martinelli. So wechselte ich stündlich die Kleidung, stellte mich mit Seife raus auf die Straße und hatte in einem halben Tag meine ganze Wäsche gewaschen. Außerdem war in der Stadt wohl gerade der nationale Kongress der Obdachlosen. Die Plätze und  Parks in der Innenstadt sind quasi nicht zu besuchen, Penner und Polizei besetzen sie bereits. Etwas groß und voll ist es hier schon, aber ich würde jederzeit wiederkommen.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Olé, Olé, Olée

Hier macht Pele macht hier keine Werbung für Impotenz sondern ist Sportler und auch die Choreografien des BVB-Fanblocks werden gewürdigt. Das Fußballmuseum in Sao Paulo huldigt den (brasilianischen) Fußball und liegt unter den Tribünen des ehrwürdigen WM-Stadions von 1950, „Estádio do Pacaembu“. Dort spielen die Vereine Corinthians und Palmeiras. Das Museum erzählt Brasiliens Fußballgeschichte von Anfang an und ist ein ziemlicher Traum. Ich habe selten ein Museum gesehen, in dem so viel Liebe steckt, bis hin ins kleinste Detail. Sehr emotional sind alten Radio- und TV-Aufzeichnungen und die Installation mit Fan-Gesängen unter den Betonpfeilern des Stadions. Stolz ist man immer noch auf den letzten WM-Titel gegen Deutschland. Ich glaube, hier wissen mehr Leute, dass Deutschland 2002 im Finale stand als zu Hause. Naja, war ja auch eher eine glückliche Fügung. Auf jeden Fall ein Super-Museum und gratis, vielleicht sollten die Herren der Bayern-Welt hier mal einen Blick reinwerfen.

Diese Diashow benötigt JavaScript.