Reif für die Insel?

Ich verlasse das Haus und nehme die erste Fähre

Ich verlasse das Haus und nehme die erste Fähre

Steuermann an Bord? Begeben wir uns auf meinen Arbeitsweg, denn der ist etwas besonderes. Ich bin versehentlich auf einer Insel in einer Lagune gelandet. Ich zog vom schicken Leblon weg nach Barra, um näher am Arbeitsplatz zu sein. Nun, mittlerweile hat in Leblon die U-Bahn eröffnet und ich muss pro Arbeitsweg zwei Mal die Fähre nehmen. Zeitvorteil Null, im Gegenteil. Mein Schickes Apartment habe ich gegen eine ziemliche Bruchbude eingetaucht, die mich durch frischen Farbanstrich täuschen will . Ein in Renovierung befindliches Appartement, in dem ein altes Bett steht, dessen Latten mein Gewicht nicht bewältigen. Außerdem ziert den Raum ein kaputter Schrank. Die Küche fehlt, sonst auch alles. Das Klo benutzen schon die Römer. Dank fehlendem Spiegel musste ich meine Fratze seit 12 Tagen nicht sehen. Das Appartement bewohne ich mit einer Katze, die mich zu Tränen rührt. Oder eher reizt. Ich nehme Ihr wohl ihren Schlafplatz weg, aber ich bezahle nun mal mehr Miete. Meine Katzenallergie schlägt voll durch. Leider ist die Wohnung mangels vorhandener oder kaputter Türen offen wie eine Katzenklappe. Aber nachdem schnell klar war, dass ich zu Zeit nichts anderes zum Wohnen finde, mache ich das Beste draus. Ich erinnere mich wie ich zu meiner Schwester bzgl der Vermieterin sagte: „Irgendwie schon komisch, dass die nur Fotos von der Umgebung eingestellt hat?!“ Gar nicht komisch, sondern logisch.

Die Umgebung ist allerdings wirklich unglaublich schön. In nächster Nähe liegen die 12-spurigen Autostraßen und Riesen-Einkaufszentren, bei mir auf den Inseln  tickt die Uhr anders. Alles Grün, Kanäle, keine Autos, keine Brücken, nur Boote, enge Gassen und Kleinstläden. Ich meine: Leblon ist wie Schwabing. Und hier: Das ist einmalig und anders. Das will ich doch, oder? Oder?

 

Ich gehe durch die Gassen..

Ich gehe durch die Gassen..

Wünsche dabei 25 Mal "Bom Dia"...

Wünsche dabei 25 Mal „Bom Dia“…

Lege ab von der Ihla Cigoia...

Lege ab von der Ihla Cigoia…

...bei immer sehr unterhaltsamer Bootsfahrt...

…bei meist sehr unterhaltsamer Bootsfahrt…

...rüber aufs Festland nach Barra, wo der Verkehrs- und Konsumwahnsinn tobt...

…rüber aufs Festland nach Barra, wo der Verkehrs- und Konsumwahnsinn tobt.

...ach so: Abends ist es auch sehr nett :-)

…ach so: Abends ist es auch sehr nett 🙂

Letzter Halt: Olympiapark

Ich zeige Euch jetzt einfach mal, wo der Olympiapark in Rio ist, im Stadteil Barra der ewig groß ist. Rio ist ja unendlich lang und von Bergen durchbrochen. Von meiner ersten Bleibe in Leblon bis zum Olympiapark brauchte ich ca. 1,5 Stunden. Jetzt wohne ich näher. Weil ich mich aber versehentlich auf einer Insel einquartiert habe, brauche ich immer noch 1,5 Stunden.  Nur, um die Entfernungen einzuschätzen. Am Montag war ich einer der ersten Gäste der neuen U-Bahn und ich wurde gleich wieder vom Fernsehen interviewt. Jetzt geht es von Copacaba/Leblon deutlich schneller nach Barra. Darauf wartete man hier lange, die Busse mussten immer um einen Riesenberg rumfahren.

Karte Olympiapark

Das ist alles nicht so einfach mit dem Bauen, weil auf der einen Seite Meer ist, auf der anderen Seite Berge, alles bewaldet mit Wurzeln und die Korruption wuchert vermutlich ebenso. Zumindest früher. Nun ja, in Barra gabs vor 25 Jahren noch gar nichts, jetzt ist es etwas Boomtown. Von meiner Haltestelle bis zum Olympiapark fährt ein Schnellbus an gefühlten 97 Einkaufszentren vorbei. Dabei fällt mir ein Ami, den sich heute morgen im Bus beschwerte, dass es im Einkaufszentrum hier genauso aussieht wie in den USA und als er im Foodcourt Hamburger gegessen hat, fühlte er sich daheim. Das wäre ja furchtbar, er wollte doch eine andere Kultur und lokales Essen genießen. Als ob er dahin verschleppt wurde. Hohler als mein Zahn, manche Leute.

Ach so, die Olympiastätten. Vom Busterminal Olympiapark aus gesehen. Das ist nicht fertig geworden, wie man sieht. Eigentlich scheint sowieso ein guter Teil der verschönernden Bauvorhaben nicht fertig geworden zu sein, abgesehen von den Sportstätten und dazugehörenden Einrichtungen. Die Innenstadt eine Baustelle, aber das wird schon noch. Also, nach den Spielen.

Blick, wenn ich vom Busterminal runter gehe Richtung Olympiapark

Blick, wenn ich vom Busterminal runter gehe Richtung Olympiapark

 

Gaanz Links: Stadion Wasserspringen, daneben (weiß) Basketball, daneben Velodrom Radfahren, hinter dem Bus Tennis Center Court, gaanz rechts mein Pressecenter-Turm

Rio Olympiapark 2

Hinter dem Radstadion sind dann noch vier Hallen für Turnen, Ringen, Handball etc

Rio Olympiapark 3

Das schöne Tennisstadion

Tennis Center Court

Tennis Center Court

 

Pressecenter mit Turm, rechts das flache Fernsehzentrum

Pressecenter mit Turm, flach daneben das Fernsehzentrum; vermutlich kommen da auch ein guter Teil der deutschen Studioübertragungen her

Pressecenter mit Turm, flach daneben das Fernsehzentrum; vermutlich kommen da auch ein guter Teil der deutschen Studioübertragungen her