Nationalpark Amboro: Von Stacheldraht und Ameisenpisse

Beim Abstecher in den Nationalpark Amboro sind die Riesenfarne die Attraktion. Sie wachsen 1 (einen) Zentimeter im Jahr, bei 10 Metern Höhe, bis 15 Meter sind moeglich, sind sie also, äh, uralt. Wie immer lernt man viel über Pflanzen und ich merke mir wenig. Bei über 60 % Luftfeuchtigkeit ist der Marsch eine Rutschpartie. Der eigentliche Höhepunkt folgt am Stacheldrahtzaun am Parkausgang. Wir tanzen Limbo unter dem Zaun hindurch, eine der Maries tritt in einen Ameisenhaufen, die überfallen sie wie eine wildgewordene Horde Hunnen. Unser Führer Carlos nimmt zur gleichen Zeit den Weg über den Zaun, ein Ast bricht ab und er hängt in Baum und Stacheldrahtzaun, seine Hose reißt im Zeitlupentempo. Währenddessen führt Marie Kriegstänze bei Ameisen-Angstgejohle auf und Carlos schreit immer, „die machen nix“. Die eine leicht zerbissen, der andere mit in Fetzen runterhängender Hose, machen wir uns auf den Heimweg.

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Santa Cruz: Nationalpark gesucht

Angekommen in Santa Cruz, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, so groß wie München. Im Gegensatz zum sehr traditionellen La Paz in Höhenlage geht es hier eher tropisch zu. Das trifft -in Grenzen- auch auf die eher unterkühlten Bolivianer zu. Der Platz vor der Kathedrale ist wirklich ausgesprochen schön. Der Markt wahnsinnig groß und umtriebig. Nun bin ich hierhergekommen, um den Nationalpark Amboro zu besuchen. Und nicht wegen der Autoabgase, die einen halb ohnmächtig zurücklassen. Ich glaube, die fahren mit Gas hier, in den Gassen ist die Luft krass unangenehm.

Aktuell gibt’s aber keine Tour, akuter Touristenmangel. Das war so nicht abzusehen und ist sehr enttäuschend. Ich muss mir ein neues Reiseziel suchen. Zum Trost gehe ich ins „Museum“. Neben der romantischen Blumenmalerei einer Künstlerin mit deutschem Namen, sieht aus wie auf dem Bauernmarkt in Mühldorf am Inn, gibt es eine Ausstellung „Modernes Russland“. So klein wie die auf Pappe geklebten Fotos sind, so kleingeistig ist die Ausstellung inhaltlich.  Zusammengefasst hat Russland den 2. Weltkrieg quasi im Alleingang gewonnen, ist der weltweit modernste Staat und gewann alle Olympischen Goldmedaillen. Und Putin hat eine eigene Bildergalerie, auf den Fotos reitet er wahlweise, ist Pianist oder streichelt Wildkatzen.

Um nach diesem kulturellen Höhenflug runterzukommen gehe ich erstmal auf den Friedhof. Diesmal aber ein Armenfriedhof. Er liegt neben den Slums am Fluss. Dessen braune Wasserfarbe sieht so trostlos aus, wie die ganze Umgebung ist. Wenn es Hochzeitsfotografen gibt,  sollte es nicht auch Beerdigungsfotografen geben? Ich melde mich freiwillig.