Da schlendert man den Strand von Fortaleza lang, besucht den nicht erwähnenswerten Zentralmarkt und die „Dragoa do Mar“, ein interessantes Kulturzentrum, wo übrigens gerade ein Super-Festival mit vielen Konzerten ist. Hier wurden alte baufällige Häuser aufgemöbelt und in einen gesamten modernen Komplex integriert, cool gemacht. es gibt’s beispielsweise ein Kunstmuseum. Hat natürlich zu, wie südamerikanische Museen meistens geschlossen sind. Die Einheimischen wussten auch gar nicht, dass es in Fortaleza ünerhaupt ein Museum gibt. Ich gehe in Richtung „Touristenzentrum““, einem Gebäudekomplex, und das ist das Spannende: Das Tourizentrum liegt inmitten des abgefucktesten Stadtteils, den man sich vorstellen kann. Sehr authentisch also.
Alles zerfallen dort, Müllberge und Müllsammler und Menschen liegen auf der Straße rum. Die Laufenden schreien, sprechen mit imaginären Freunden, einer hat ein Gitter im Schienbein, wie nach außen gedrehte Schrauben. Ich gehe auf dem Bürgersteig, schaue durch eine zersplitterte Autoscheibe, auf dem Beifahrersitz kniet wie ein Äffchen mit blutenden Knien ein abgewrackter, halbnackter Mann. Wie 38 aussehend, also vermutlich 26 Jahre. Er repariert offenbar gerade das Autoradio und hat es bereits rausgeschraubt. Sein strähniger Lockenkopf schaut auf und mir in die Augen, ich zurück. Ich frage mal besser nicht, ob er Hilfe braucht, bin in der Kleinelektronik eh nicht so fit, und haste weiter. Dabei stolpere ich fast über einen verdreht auf der Straße liegenden Mann, der aber die Beine an der Hauswand hochgestreckt hat. Eine sehr exaltierte Position, als ich über ihn steige, schlägt er die Augen auf und grinst zahnlos. Nichts wie um die Ecke, einen Hopser über den Mann, der sich gerade die Crackpfeife anzündet, bevor er ernsthaft Streit mit einer Nutte im blauen Strechkleid bekommt. Die ihm die Tasche an den Kopf schlägt, Gott sei Dank verwechselt sie nicht links und rechts. Da ist sie selbst sicher auch froh, denn in der anderen Hand hält sie die Wodkaflasche. Obwohl auch Koffein eine Droge ist: In mir steigt der Verdacht dass ich hier aktuell meine Säckchen Kaffeebohnen in brasilianischer Souvenirverpackung nicht bekomme. Eher alles andere und für den Köper durchaus ungesundes. Schleunigster Abflug aus dieser Gegend, leider auch aus Fortaleza ist angesagt.
An diesem Morgen auf der Promenade und dem Pier von Fortaleza war es bewölkt. Der dramatische Filter passend zum Bericht, ist aber nicht der beschriebene Stadtteil.

Bob auf Mülleimer

vom Pier Blick auf Fortaleza

Kulturtzentrum

Kathedrale Metropol

Bunt und verfallen