Nein? Egal. Nun habe ich hier immer mehr oder weniger schlechte Zwischenbilanzen gelesen in Spiegel und Konsorten. Da möchte ich doch auch was sagen. Ganz subjektiv: Ich fühle mich wunderbar aufgehoben, außer beim Speisen- und Eintrittskartenkauf. Passend zum Rundumschlag füge ich mal ein paar bunte Grafittis hinzu. Nicht, dass hier noch jemand traurig wird.

Am olympischen Boulevard

Am olympischen Boulevard

ZIKA: Ich habe in drei Wochen vier Mücken gezählt. Die hab ich weggeklatscht.

Wettkampfstätten: Als Zuschauer fühle ich mich sehr wohl und finde mich zurecht. Die Wasserspringer werden das so sicherlich nicht formulieren, aber ansonsten scheint das ok.

Einlass und Security: Man muss schon mal warten, aber normalerweise nicht länger als in der Allianz-Arena. In der Regel und im Pressezentrum geht das alles flott. Man sollte halt nicht zu spät kommen, denn das machen ja schon genügend andere.

Kommunikation: Die Kommunikation, der „Spiegel“ erwähnt meinen Chef, wäre hilflos. Das kann ich so nicht stehen lassen.

Transport: Für südamerikanische Städte top und für mich die absolute Überraschung, wenn man an das Chaos sonst denkt. Die U-Bahn 5 Tage vor den Spielen zu öffnen ist mutig, aber bisher klappt es. Ohne die U-Bahn wäre nichts gegangen. Und wenn sich mal ein Busfahrer bei 20000 Shuttlefahrten verfährt, dann mag das für die Insassen blöd sein, aber ist nun keine Katastrophe. Nichtsdestotrotz dauert alles: Die Wege in Rio sind halt unendlich lang, das war aber schon immer so, da die Stadt mindestens 50 km lang und mit Bergen durchsetzt ist, also besondere geografische Verhältnisse hat.

Sicherheit: Die Militärpräsenz ist enorm, Sicherheit verleiht sie bedingt. Es mutet eher wie in einem paramilitärischen Staat an. Aber das bin ich aus anderen Ländern gewohnt. Generell ist das alles ok, aber auch nicht wirklich schön. Ich erwähnte es bereits, die stest schussbereiten Maschinengewehre stören mich etwas. Und wenn sich eine Armeekompanie vor mir in die Kantinenschlange einreiht.

Nahe dem historischen Museum; jemand Gebildetes kann sicher was rauslesen, ich kann es nur genießen

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Kantine: Das beste Kantinenessen das ich je hatte.

Verpflegung Sportstätten: Katastrophal. Hier hat man besondere Freunde am Visa-Monopol. Bei den Essensschlangen muss man ein Ticket kaufen. Dann sind da 10 Häuschen die nur VISA nehmen. Und zwei, die Bargeld nehmen. Niemand hier hat VISA. Es gibt eine Schlange von 100 Metern, 10 VISA-Verkäufer die nichts zu tun haben und die zwei üblichen bedächtigen brasilianischen Verkäufer. Da hopst man im Dreieck. Teilweise muss man zwischen Sportschauen oder Getränk kaufen wählen, mitnehmen darf man ja nichts in die Sportstätten.

Zu allem Überfluss hat Coca Cola keine Sonnenschirme auf dem Quadratkilometer großen Essensplatz im Olympiapark aufgestellt. Die Leute sind kurz vorm Kollabieren. Das ganze Olympiagelände ist ohne Schattenplätze konzipiert. Da fragt man sich echt, wie stümperhaft Eventplanung sein kann. Dort wo die Brasilianer sich selbst organisieren wie an der Fanmeile, „Boulevard Olympico“ genannt, kommen natürlich alle fliegenden Händler zusammen und verkaufen Bier etc. Das ist echtes Brasilien und klappt hervorragend. Dort laufen allerdings auch die DIXI-Klos aus, dass sich sogar Stinktiere die Nase zuhalten.

In Lapa, dezente Nike Werbung - machen sie gut, das Bild ist riesig

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Diebstahl: In einer Metropolregion mit so vielen Einwohnern wie Österreich kommt das durchaus vor. Meinem nettesten brasilianischen Kollegen wurde sein Gepäck gestohlen. Es werden also nicht nur Gringos als Opfer auserkoren.

Ticketing: Das ist das verheerenste was ich erlebe. Da könnte ich echt heulen. Du stehst am Schalter, die sagen es ist ausverkauft und im Fernsehen ist die Halle halb leer. Das hat zum einen mit den Doppelveranstaltungen zu tun. Wenn Brasilien eine von zwei Parteien spielt, gehen die Brasilianer nur zu dieser, die andere ist leer. Aber erster Linie scheinen es Software-Probleme zu sein gepaart mit genereller Unfähigkeit.

Brasilianer bei den Wettkämpfen: Sie sind maßlos unfair, das ist sehr unschön. Aber wenn ein brasilianischer Sportler kommt, ist es sehr unterhaltsam und emotional! Viele meiner Kollegen und die meisten Brasilianer sind unglaublich nett. Vermutlich bekommt ihnen das Kollektiv nicht.

Im Hafenviertel auf der NICHT renovierten Seite ...

Im Hafenviertel auf der NICHT renovierten Seite …

..vielleicht hundert Meter weg vom Schwesterngemälde. Irgendwie fast Renaissance-mäßig.

..vielleicht hundert Meter weg vom Schwesterngemälde. Irgendwie fast Renaissance-mäßig.

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