Da fliegen die Schweißtropfen und wackelt die Birne: Im Riocentro, eine Pavillonansammlung, begebe ich mich zum Boxen. Außerdem findet in dem Gebäudekomplex Gewichtheben, Federball und Tischtennis.
- Auf dem Weg zu den Sportstätten kann man die Sportarten testen. Ganz basic und sehr lustig.
- Blick aus Riocentro, wie immer schön bergig
Ich lande beim Boxen, das Fliegengewicht steht an. Kerle, die soviel wiegen wie ich mit 10 Jahren. So mager wie die Körper ist die Halle besetzt, vielleicht 1500 Zuschauer, das tut der Stimmung keinen Abbruch. Die Kamerafahrten auf die Leute in den Rundenpausen leisten ihr übriges. Da lassen sich die Brasilianer nicht lumpen, um auf der großen Leinwand ihre mehr oder minder dicken Hintern unter dem Gejohle Kreisen zu lassen. Wobei sowieso die gut gerundeten Nummerngirls weitaus mehr Applaus abbekommen als die Hungerhaken. Ich esse einen Hot Dog.
Richtig laut -ich meine richtig laut- wird es beim brasilianischen Boxer, der gegen den ein Kopf größeren Russen antritt. Der wird gnadenlos ausgepfiffen, ich schäme ich etwas. Der Russe, ich befürchtete es, gewinnt knapp und buhen macht auch Spaß. Ein Deutscher kämpfte bravourös und scheidet wie die meisten Deutschen dieser Tage aus. Einem Iren namens „Paddy“ ergeht es nicht besser. Seine Familie sitzt vor uns, ihre Stimmen hören sich nach zehn Guiness und drei Schachteln Kippen letzte Nacht an. Er boxt super, aber die lautstarke Unterstützung nutzt knapp nichts. Seine Familie unterstützt ihn beim Frustsaufen sicher gerne.
Der andere Deutsche in der Halle, mein Olympia-Freund, geht im Sitz K.o und verschläft die halbe Veranstaltung. Er zollte dem Lustsaufen der vorangegangen Nacht Tribut. Leider erschien er pennend nie auf der Riesenleinwand, aber er wäre auch bei dem folgenden Geschrei nicht aufgewacht. Schön wars und drei Stunden fliegende Fäuste und Lufthaken sind auch genug. Vielleicht bewerbe ich mich um eben jenen Job, den Pausenschweiß der Boxer in den Ecken aufzuwischen. Erscheint mir irgendwie sehr wichtig und handfest diese Tätigkeit.