Heute habe ich etwas in die deutsch-polnische Freundschaft investiert. Die ist ja durchaus angeknackst. Da dachte ich: Dann ruiniere ich sie ganz. In den Ruinen der Jesuitenmissionen, namentlich Trinidad und Jesus und 30 Kilometer von Encarnacion gelegen. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere auf die Jesuitenruinen im argentinischen Misiones. Hier das gleiche im paraguyanischen grün.
1709, also rund 100 Jahre nach den ersten Stationen, nahm La Santísima Trinidad de Paraná den Betrieb auf. Die Jesuiten und Guarani-Indianer bewirtschafteten die Gegend. Die Jesuiten besaßen das Know-how und das Sagen. Generell wird kolportiert, das Zusammenleben der Gruppen war harmonisch. Nach dem Ruinenrundgang und den empfangenen Schwingungen zu urteilen möchte ich das bestätigen. Nach 70 Jahren mit der von den Spaniern initiierten Vertreibung der Jesuiten hatte der Spaß ein krachendes Ende.
In den Ruinen lasen sich Gebäude und das damalige gesellschaftliche Leben jedenfalls schön nachvollziehen. Und als ich vor dem Altar stand hätte ich mich am liebsten Opfern lassen. Auch in diesem Weltkulturerbe war ich zeitweise der einzige, bis eben ein Pole, Michael, hinter einem Stein hervorgekrabbelt kommt und perfekt deutsch spricht. So fahren wir zur Ruine Jesús de Tavarangüe. Die ist kleiner und ebenso fein und liegt wundervoll in der leicht hügeligen Landschaft. Für die dritte Jesuitenanlage, wieder eine Weile entfernt gelegen, habe ich ein Eintrittsticket, aber keine Lust hinzufahren. Das führt fast zu binationalen Verstimmungen. Letztlich landen wir früher beim Bier in Encarnacion und sind zufrieden. Die deutsch-polnischen Beziehungen bleiben in Takt.
P.S. Der slawische Akzent klingt übrigens wie im Deutschen auch auf Spanisch durchaus herrisch. Als Michael „La cuenta!“ zum Kellner rief (die Rechnung) stand ich automatisch mit Offiziersgruß aufrecht stramm.