Humanismus à la ingoamericano

hotel tirol freunde

Das ist es, wofür man lebt und reist: Du hast morgens beim Aufstehen keine Ahnung, dass Du abends mit den Jungs aus der Kolonie Sommerfeld feierst.

Nichts los im Staate Dänemark bzw. der Stadt Hohenau im Südosten Paraguays. Davon hatte ich mich selbst überzeugt und wollte anschließend ein Bad im Hotel Tirol nehmen, ein beindruckendes Hotel mit noch tollerem Schwimmbad im Wald, Schmetterlinge und Vögel umkreisen dich. Das Thermometer zeigte 38 Grad als ich in der Pampa aus dem Bus hopse. Am Hotelpool hängen drei eben volljährige Jungs ab,  nach ein paar Sätzen kann ich von Spanisch auf Deutsch umschwenken. Plattdeutsch hätten sie bevorzugt, ich erzählte, dass Marc von Sylt kommt und seine Oma so sprach. Was in der Sache nicht weiterhalf, aber ich fand die Bemerkung passend.

Mit Jason, Wesley und Aernie aus der Kolonie Sommerfeld, ca. 300 km entfernt im Landesinnern, ergab sich eine wunderschöne, humanistische und inspirierende Begegnung. Die Jungs hatten sich freigenommen, um ein paar entspannte Tage zu verleben. Wir erzählten einander von unseren Leben in der Kolonie bzw. München. Die Jungs von ihrer Agrararbeit auf dem Feld, von der Sojaernte, der traditionellen Gesellschaft, vom eigenverwalteten Leben. Ich von der verdorbenen Großstadt und Deutschland. Im Gespräch ging es einfach um die Schilderungen von Lebensweisen, um den Austausch und das Verständnis für ungewohnte, neue Dinge. Ein besser oder schlechter gibt es nicht, nur ein anders,

Die Jungs waren äußerst gut erzogen, gebildet, geistig aufgeräumt und mit viel Humor. Ich habe in kurzer Zeit so viel gelernt. Sie aber von mir auch. So zeigte ihnen ein Handybild vom echten Tirol, Skirennen in Kitzbühel. Die Jungs waren beeindruckt, dazu lief in der Hitze das Lied „Lass mich Dein Skilehrer sein“: Ballermannmusik ist auch in Paraguay beliebt, Jason spielte DJ.

Wir hatten so schnell ein freundschaftliches Verhältnis, dass ich durchaus traurig von dannen ging, um am Straßenrand einen Bus anzuhalten. Eine dreiviertel Stunde später kamen die Jungs vorbei, ich stand immer noch nicht abgeholt da, umkreist von Moskitos, und wir gingen in die nächste Bar. Der ehemals deutsche Gastwirt und seine paraguayanische Frau, 51 Jahre verheiratet, kümmerten sich hervorragend und mit Freude und Scherzen um uns, lange keine so guten Empanadas gegessen. Irgendwann wurde für mich doch noch ein wirklich rappeliger Bus angehalten. Es war lange dunkel.

So hatten die Jungs das erste mal einen Deutschen aus Deutschland getroffen. Und ich das erste mal Bürger aus einer Kolonie. Es hätte nicht besser laufen können. Es war lehrreich, unterhaltsam und menschlich sehr erfüllend. Es ist schön ein Mensch zu sein.

Vielen Dank und alles Gute Jason, Wesley und Aernie, Ihr habt mein Leben bereichert!

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