Willkommen in Fordlandia. Es war schon lange ein Traum, diesen Ort zu besuchen. Nun lag dieser zufällig nur ein paar Stunden flußaufwärts, also bin ich hingefahren. In Fords Utopia aus den 20er und 30er Jahren, gegründet 1928. Schon aus der Ferne begrüßt einen das gläserne ehemalige Warenhaus an der Bootsanlegestelle. Über allem thronen eine Kirche und der Wassersammelbehälter. Hier also, einsam in Amazonien am Fluss Tapajos, zog Ford ein kleines Amerika auf zur Gummiherstellung für Autoteile. Er hatte alles unterschätzt: den schlechten Boden, Hitze, Krankheiten und dass man ein Volk nicht amerikanisieren kann. Also damals. Alkohol- und Spielverbot sowie strikteste Arbeitszeiten kamen nicht gut an, ein ums andere Jahr gingen die Bäume zur Kautschukproduktion ein. Man sagt, es verließ nicht ein Liter Kautschuk in 20 Jahren den Ort. Geblieben sind Ruinen von Lagerhallen, Kino, Geschäften. Die Häuser sind teilweise bewohnt, die Kantine teilweise hergerichtet, allerdings funktionslos. Es leben Menschen hier und irgendwie hängt über ihnen eine Wolke der Hoffnungslosigkeit. Und irgendwie fehlt es auch etwas an Antrieb. Alles Pläne aus dem Ort etwas zu machen sind gescheiten, die lokale Regierung unwillig. Ich werde mehrfach gefragt, ob in Deutschland die Regierung auch so schlecht sei. Da dabei bin ich überrascht. Es ist nicht nur die Historie, die interessant ist. Der Ort liegt fantastisch, wunderschön. Strand gibt es leider nur zwei Monate im Jahr.
Ich wohne übrigens in der Pousada Americana, wie passend. Der einzige und nicht billigste Schlafort in Fordlandia, aber das Niveau ist hervorragend. Guillerme ist ein Macher, man sieht es, wenn er seine Camouflagejacke anzieht und mit gerecktem Bajonett auf dem Moto zur Jagd düst. Deshalb also die vielen Kühltruhen. Ich bin beruhigt, hatte schon so etwas wie Arsen und Spitzenhäubchen befürchtet. Denn ich bin der einige Touri in diesem abgelegenen Ort. Vor mir war ein Journalist der New York Times da, dieses Niveau steht mir ebenso.

Lagerhalle beim Bootsanlegeplatz

Ehemaliges Kino, sagte man mir

Verlassen
Ein Gedanke zu “Klein-Amerikanien in Traumlandschaft”