Hohenau im Südosten Paraguays ist ein Städtchen mit hoher Lebensqualität. Einige Wohnviertel würden deutschen Vilenvierteln alle Ehre machen. Schöne Häuser in traumhaften Anlagen. Etwas großartiges zu sehen gibt es aber nicht. Einmal wird eine Rollerfahrerin vom Auto umgefahren und sie fliegt an mir vorbei. Das war das Beeindruckendste. Sie blieb erst regungslos liegen, stand dann auf und humpelte wimmernd davon. Geschockt, aber ohne große Verletzung, denn im ordentlichen Hohenau trägt man Helm. Damit ist das Mädel dem alten Friedhofsgärtner Rodrigo knapp von der Schippe gesprungen. Der gräbt seit 40 Jahren in Hohenau die Toten um und dekoriert sie. Auf der einen Friedhofshälfte liegen die Deutschstämmigen, auf der anderen sind die Guarani-Geister eingezogen. Viele Deutschstämmige siedelten Anfang des 20. Jahrhunderts hier an. Zum guten Teil kamen sie auch aus Südbrasilien nach Hohenau, waren bereits dort geboren und legten mit Agrarwissen den Grundstein für den kommenden Wohlstand. Die Nahrungsmittelfabrik bestimmt heute das Stadtbild. Nicht ganz so stolz ist man heute auf einen anderen Gast: Dr. Mengele suchte in Ortsnähe Unterschlupf. Das ist übrigens nicht der Doktor für dessen Butter Helene Fischer Werbung macht. Es ist der Nazi-Arzt. Der soll übrigens vor seiner Festnahme durch israelische Nazijäger aus dem Hotel Tirol geflohen sein (siehe Blogeintrag einige Tage früher). So schließt sich der Kreis.